Die Katayama-ryu datiert sich zurück auf das frühe 16. Jahrhundert, wo sie durch Katayama Hoki-no-kami Fujiwara Hisayasu (~ 1575 – 1650) gegründet wurde. Hisayasu wurde zunächst durch seinen Onkel Shoan in die Schwertkunst eingeführt, wurde dann aber vermutlich weiter beeinflusst durch die Lehren der Takeuchi-ryu. Im Jahr 1596, während einer Phase des intensiven Trainings auf dem Berg Atago bei Kyoto, wurde Hisayasu von einem Traum inspiriert, was ihn dazu führte seine eigene ryuha zu gründen. In den folgenden Jahren kam er in Kontakt mit der Toyotomi-Familie, welche zu dieser Zeit über Japan herrschte, und so lehrte er seine Schwertkunst sowohl an Toyotomi Hidetsugu, als auch an Hideyori, den Cousin und den Sohn des berühmten Toyotomi Hideyoshi. Beeindruckt durch die Demonstration seiner Lehre von Ise-no-Nami im Jahr 1620, zeichnete ihn der Kaiser Go-Yozei mit dem Höflingsrang Ju-Goi-Ge aus und ernannte Hiseyasu zum Gouverneur der Provinz von Hoki (Hoki-no-kami).

Nach dem Niedergang der Toyotomi-Familie reiste Katayama Hisayasu durch den Westen Japans, bevor er sich schließlich in Iwakuni (der heutigen Yamaguchi-Präfektur) niederließ. Dort und in anderen nahgelegenen Gebieten, verbrachte er seine Zeit damit den Schwertkampf zu unterrichten. Nach seinem Tod im Jahr 1650 wurde seine Schwertkunst bis zum zweiten Weltkrieg in der Katayama-Familie weitergegeben und wurde in der Gegend als Katayama-ryu kenjutsu bekannt. In anderen Gegenden nutzten andere Überlieferungslinien Variationen des Namens, wie Katayama Hoki no Kami-ryu, Hoki-ryu oder Batto Hoki-ryu.

Eine der ältesten Katayama-ryu Überlieferungen, die noch heute praktiziert wird, wurde von Niwata Yoshio gelehrt, ein Schüler eines menkyo kaiden von Katayama Busuke, und wird nun von Wada Yuji Sensei fortgeführt.

Einer von Katayama Hisayasus direkten Schülern stammte aus Kumamoto in Higo (der heutigen Kumamoto-Präfektur), und eine Reihe von Linien wurden dort unter dem Namen Hoki-ryu iaijutsu gelehrt. Der wichtigste Zweig dieser Überlieferungslinien war vermutlich der der Hoshino-Familie. Im Jahr 1776 ging Hoshino Kakuemon nach Iwakuni und ließ dort seine Lehre des Hoki-ryu iaijutsu von Katayama Hisayoshi als legitime Überlieferung der Lehren von Katayama Hisayasu anerkennen. Dort begann er außerdem die Katayama-ryu zu studieren. Hoshino Ryūsuke, Kakuemons Adoptivsohn, besuchte Iwakuni im Jahr 1804, zwecks einer Phase intensiven Trainings unter Katayama Hisatoyo. Er kehrte nach Kumamoto mit offiziellen Dokumenten zurück, welche die Verbindung beider Familien und ihrer Traditionen verfestigten. Später soll auch Hoshino Kumon nach Iwakuni gereist sein um unter Katayama Hisatoshi zu trainieren. Im Jahr 1938 schließlich lud Hoshino Ryūta Katayama Busuke nach Kumamoto ein um ihre beiden ryu zu vereinheitlichen. Eine Reihe von Hoshino Ryūtas Schülern erhielten Lizenzen direkt von Katayama Busuke.

Im Zuge der Modernisierung der japanischen Gesellschaft begann zur Zeit von Hoshino Kumon und Hoshino Ryūta die Tradition die Zentralisierung um Kumamoto und die Hoshino-Familie zu verlieren. Eine Reihe erfahrener Lehrer verließen die Region und verteilten sich im Land. Mit dem Tod von Hoshino Noritoshi, welcher selbst von Kumamoto in die Kansai Region gezogen war, verlor die Hoshino Familie endgültig die Überlieferungstradition aus den Händen. So sind heute die meisten Hoki-ryu Gruppen größtenteils unabhängig voneinander.

Nakazono Yoshio, einer der großen Experte der Hoki-ryu, studierte unter dem letzten soke, Hoshino Ryūta, in Kumamoto. Er unterrichtete Kazuhiko Kumai in der Schwertkunst, welcher in den 1970er Jahren nach Mailand zog und dort selbst lehrte. Ascoli Piceno, Mailand und Rom wurden zu den Zentren des Trainings in Italien. Von Rom aus fand Hoki-ryu ihren Weg nach Bonn.

Viele Dojo der Hoki-ryu praktizieren die Schwertkunst als eine allein iai-basierte Tradition, obwohl das originale Curriculum der Schule vermutlich deutlich größer war. Die direkte Unterweisung der jujutsu-Techniken endete mit dem Tod der meisten Familienangehörigen der Katayama-Familie beim Bombardement von Hiroshima 1945; ein Großteil der Techniken wurde jedoch kürzlich von Nakashima Atsumi Sensei aus Basis der originalen Schriftrollen rekonstruiert.

Den Kern des Curriculums fast aller Hoki-ryu Gruppen bilden fünfzehn Grundformen. Diese sind unterteilt in zwei Sets: sechs Formen in Omote und neun Formen in Chudan. Diese sind nur in der Kumamoto-Tradition zu finden und sind nicht Teil der Lehren der Katayama-ryu. Aufbauend auf diesen Sets, lernen die Praktizierenden in den meisten Fällen die Formen des Katayama-ryu kenjutsu in der einen oder anderen Form.

Basierend auf der Recherche von Rennis Buchner und Costantino Brandozzi.